Mittwoch, 31. Juli 2013

Abschluss der CJD Realschule 2013, Artikel vom 24.07.2013



Durchsetzungskraft, Ausdauer und Leistungswille


24.07.2013
Schönau am Königssee – Endlich ist es geschafft. Für 78 Schülerinnen und Schüler der CJD-Realschule gab es am Samstag die heiß ersehnten Abschlusszeugnisse. Nach allen Mühen und Entbehrungen der Prüfungszeit war ihnen die Erleichterung und Freude deutlich anzusehen. Unter den Absolventen gab es fünf Einserschnitte, darunter auch eine 1,0. Berchtesgadens 3. Bürgermeister Bartl Mittner verkündete die Auszeichnungen der besten Schüler. Für besonderes soziales Engagement wurde Christina Wagner mit dem Geschwister-Scholl-Preis geehrt. 


 

 78 junge Damen und Herren freuten sich am Samstag in Schönau am Königssee über ihren Realschulabschluss. Fotos: Anzeiger/Voss

Um 9.30 Uhr wurde bereits in der Christuskirche die feierliche Messe für Schüler, Eltern und Lehrer der Abschlussklassen abgehalten. Anschließend ging es hinauf ans Dürreck zur Zeugnis-Übergabe durch Schulleiter Wolfgang Greiner. Dort begrüßte der stellvertretende Schulleiter Peter Althaus alle Festgäste. Begleitet wurde die ganze Feier vom Bläserensemble der Realschule, geleitet von Schulleiter Wolfgang Greiner persönlich.
Mit den Grußworten gaben die politischen Vertreter des Landkreises den Realschulabsolventen wichtige Tipps für ihren weiteren Lebensweg und sprachen ihnen ihren vollsten Respekt aus. »Auf Sie warten die Gesellschaft, die Wirtschaft, die Industrie, der Handel und die Dienstleister«, gab stellvertretender Landrat Rudolf Schaupp zu bedenken. »Alle diese Genannten suchen junge Menschen wie Sie, mit Durchsetzungskraft, mit Ausdauer und Leistungswillen, vor allen Dingen aber mit dem Allgemeinwissen, das Sie hier erworben haben!«

2. Bürgermeister Manfred Vonderthann aus Schönau am Königssee, der auch für seine anwesenden Kollegen Bartl Mittner (3. Bürgermeister in Berchtesgaden) und Franz Halmich (Bürgermeister von Marktschellenberg) sprach, ging auf die ernsten Seiten des angebrochenen Lebensabschnitts ein: »Sie werden feststellen, dass das Lernen nie aufhört. Jeder muss nun für sich bereit sein, Verantwortung zu übernehmen. Die nötige Ausdauer haben Sie, das haben Sie in den letzten Jahren bewiesen. Lassen Sie sich nicht entmutigen!«

 
Der 2. Elternbeiratsvorsitzende Peter Hasenknopf ermutigte die Absolventinnen und Absolventen ebenso dazu, ihr Leben fortan selbst in die Hand zu nehmen und sich nicht von ihrem geplanten Weg abbringen zu lassen. Auch die Schülersprecherinnen Stefanie Schwab und Christina Wagner richteten einige Worte an ihre Lehrer, Eltern und Klassenkameraden: »Oft haben wir von unseren Eltern und Lehrern in verschiedenen Zusammenhängen diesen Satz gehört: Ihr werdet uns eines Tages noch dankbar sein! Liebe Eltern, liebe Lehrer, liebe Schulleitung, heute ist es so weit. Danke für alles, was ihr für uns getan habt, danke für eure Unterstützung und dass ihr immer für uns da gewesen seid!«

Nun war der wichtigste Augenblick in ihrer schulischen Laufbahn gekommen: Die Schüler bekamen ihre wohlverdienten Abschlusszeugnisse überreicht. Der eine oder andere lachte auf der Bühne mit seinem Schulleiter Wolfgang Greiner noch einmal über die sechs vergangenen Jahre in der Realschule. Besonders geehrt wurden die Einserabsolventen: Thomas Moderegger (1,9), Florian Stanggassinger (1,6), Christina Wagner (1,6), Monika Sachenbacher (1,1) und Andreas Langwieder (1,0).

Für »herausragendes ehrenamtliches Engagement« wurde Einser-Absolventin Christina Wagner geehrt. Sie hat sich in ihrer Freizeit für ein behindertes Kind eingesetzt und viel Zeit mit ihm verbracht. Zusätzlich hat sie ihren Abschluss mit der Note 1,6 geschafft. Bartl Mittner lud die vier Besten zu einer Abendgala ins Hotel »Intercontinental« ein, zusammen mit ihren jeweiligen Bürgermeistern.

Zum Abschluss, bevor das große Buffet im Pausenhof der Christophorusschule eröffnet wurde, hatte Schulleiter Wolfgang Greiner die schwere Aufgabe, seine Schülerinnen und Schüler »mit den richtigen Worten ins Leben zu entlassen«. Er nahm sich dabei das Wort »Real« von Realschule zu Hilfe. Das »R« stünde für »Richtig«: »Denn eure Entscheidung, die Realschule zu besuchen, war richtig!« Der Buchstabe »E« bedeute »Erfolgreich«. Denn der erreichte Realschulabschluss sei ein redlich verdienter Erfolg auf der ganzen Linie. »A wie Anspruchsvoll.« Damit meinte Schulleiter Greiner die anspruchsvolle Ausbildung, die die stolzen Absolventen nun vorzeigen können und die sie erfolgreich abschließen konnten. Zuletzt stünde das »L« für die nicht zu vergessende »Lockerheit«. Annabelle Voss

Quelle: Berchtesgadener Anzeiger
URL: http://www.berchtesgadener-anzeiger.de/region+lokal/landkreis-berchtesgadener-land/schoenau-am-koenigssee_artikel,-Durchsetzungskraft-Ausdauer-und-Leistungswille-_arid,78507.html
© Berchtesgadener Anzeiger - Alle Rechte vorbehalten 2013

Reportage zum Pfarrheim Flohmarkt vom 22.07.2013



Entdecker auf Schatzsuche

22.07.2013

Berchtesgaden – Punkt halb acht, jedes Jahr das gleiche Bild: Dutzende Flohmarkt- Freunde rennen dem Pfarrheim Sankt Andreas die Türen ein. So wieder geschehen am Samstag. Der Pfarrheim-Flohmarkt ist seit mittlerweile 36 Jahren eines der Hauptereignisse der Kirchengemeinde St. Andreas in Berchtesgaden. Der Grund: Zum einen gibt es einzigartige Schätze zu entdecken, zum anderen kann man auf einfache, aber effektive Weise wohltätige Zwecke unterstützen.







Auf geht's. Die Massen warten schon. Sicher ist nur so viel: Jeder der Flohmarkt-Besucher wurde fündig. Die Auswahl war riesig. Fotos: Anzeiger/Voss


Sieben Uhr morgens: Schon jetzt stehen vor dem Pfarrheim Sankt Andreas jede Menge eingefleischter Schnäppchenjäger Schlange. Die Ungeduld und Unruhe unter den Leuten ist regelrecht spürbar. Und das zu Recht: Es handelt sich um die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm. Denn nur der Kenner weiß: Die besten Dinge sind am schnellsten weg. Warum sollte es in diesem Jahr also anders sein?

Von ausgefallenen Kostümen über die skurrilsten Küchengeräte bis hin zur Mini-Hüpfburg reicht das gut sortierte Angebot. Das kommt nicht von ungefähr: An die 40 Freiwillige haben die ganze Woche lang die Spenden in mühevoller Kleinarbeit geordnet, gefaltet und gestapelt. Aber nicht nur die Berchtesgadener sind begeisterte Flohmarktfreunde. Auch für Touristen ist es ein sehenswertes Ereignis.

Ute Fritzke aus Wolfsburg ist schon zum zehnten Mal in Berchtesgaden. Da die engagierte Urlauberin darüber nachdenkt, einmal nach Berchtesgaden zu ziehen, hilft sie in diesem Jahr erstmalig beim Pfarrheim-Flohmarkt mit. Dafür opfert sie eine Woche ihrer kurzen Aufenthaltszeit im Ort. Ihr sei es wichtig, den Ort und seine Bewohner von einer anderen Seite kennenzulernen: »Es war wirklich sehr viel Arbeit. Aber zunächst mal gefällt mir Berchtesgaden, und ich wollte einmal in diese normale Welt eintauchen«, sagt sie. »Ich wusste, da werden wieder viele Einheimische mitmachen und weil ich mit dem Gedanken spiele, hierher zu ziehen, wollte ich mich schon mal ins Ortsleben eingliedern.« Sie freue sich sehr darüber, dass sie von allen »Kollegen« im Pfarrheim liebevoll aufgenommen werde.
Ute Fritzke verkauft auf dem Flohmarkt Herren-Kleidung. Sie ist seit Montag jeden Tag ins Pfarrheim gekommen, um bei den Vorbereitungen zu helfen. So bringt das Ereignis auf vielfältige Weise die unterschiedlichsten Menschen zusammen.

Wer schon einmal hier war, der hat sie mit Sicherheit auch schon gesehen: Waldtraud Resch ist schon über dreißig Jahre dabei. Sie backt seit langer Zeit Waffeln, die für die vielen Besucher einfach schon dazugehören. Um zu verhindern, dass in diesem Jahr der Nachschub ausbleibt, haben Waldtraud und ihr Mann Teig aus 200 Eiern zubereitet. Ihr liege es am Herzen, mitzuhelfen. Denn der Erlös geht ausschließlich an wohltätige Institutionen, wie etwa die »Blinden Musiker München«, die Wasserwacht und das Rote Kreuz: »Bei unserem Flohmarkt kann man sich sicher sein, dass alles die richtige Adresse erreicht«, sagt Resch.

Aber so viel Freude ihr das bunte Treiben auch macht, etwas bereitet ihr Sorgen: »In diesem Jahr haben wir zwei große Container für den Müll und unbrauchbare Dinge benötigt. Manche Leute bringen keine verkäuflichen Gegenstände, sondern entsorgen auf diesem Weg ihren Unrat«, meint Resch. Kaputte Plastik-Blumenkästen oder gebrauchte Klobrillen würden nicht benötigt. Allein am Samstag sind um die 100 Personen vor Ort, um den »am besten sortierten Flohmarkt« am Laufen zu halten.

Es ist mittlerweile drei Uhr am Nachmittag. Was morgens noch säuberlich aufgestapelt, liebevoll gefaltet und gut sortiert war, ist nun zum Teil durcheinander, auf einem Haufen oder einfach weg. Es sieht aus, als wäre ein Sturm über den großen Saal im Pfarrheim hinweggefegt, der bis zum Bersten voll mit Kleidung aller Art war. Besonders beliebt waren Dirndlgewänder und Trachtenmode. Alles, was die entdeckungsfreudigen Besucher zurückgelassen haben, wird nicht entsorgt. Sondern weitergeschickt. Dafür sorgt ebenfalls der Pfarrheim-Flohmarkt mit seinen Helfern. Annabelle Voss
Quelle: Berchtesgadener Anzeiger

Jugendbürgerversammlung im Werk 34 am 17.5.2013



Keine Lösung für den Skaterplatz
17.05.2013
Berchtesgaden – Zur Jugendbürgerversammlung kamen am Dienstag junge Menschen mit ihren Anliegen ins »Werk 34«. Dort konnten sie sich mit Bürgermeister Franz Rasp und drei Gemeinderatsmitgliedern auf Augenhöhe über ihre Probleme und Wünsche austauschen. Die besprochene Themenpalette reichte vom Skaterplatz über Konzerte bis zu den Sportanlagen




Fragen zu den verschiedensten Themen richteten die Jugendlichen im Rahmen der Jugendbürgerversammlung an Bürgermeister Franz Rasp (vorne). Foto: Anzeiger/Voss


Das »Wohnzimmer« im »Werk 34« bot den idealen Rahmen für eine Diskussion. Da dort Schuhe unerwünscht sind, saß auch der Bürgermeister in Strümpfen auf seinem Platz im Stuhlkreis. Auf diese Weise entstand eine Art gemütliches Beisammensein für die zehn Jugendlichen, Jugendreferentin, Sabine Wimmer und die drei Gemeinderäte Helmtraud Mix, Manfred Leubner und 3. Bürgermeister Bartl Mittner.
Zu Beginn sprach der Bürgermeister das häufig diskutierte Thema »Skaterplatz« in Berchtesgaden an, der sich bis vor Kurzem hinter der BayWa neben den Schienen befunden hatte. Ausgerüstet mit einem ganzen Ordner voller Unterlagen, einem großen Luftbild und E-Mails von der DB Mobility Networks Logistics, die auch eine Rolle in dem Stück übernimmt, verlas Franz Rasp die Probleme.

Erstens würde sich die Deutsche Bahn weigern, einen neuen Skaterplatz auf ihrem Gelände zu erlauben, da Jugendliche betrunken auf die Hochspannungsmaste klettern könnten. Des Weiteren wurde für 2 000 Euro eine schalltechnische Untersuchung in Auftrag gegeben, mit schlechten Ergebnissen: »Was den nervigen Lärm macht, ist das Aufkommen der Skater auf den metallischen Platten der Sprungelemente. Deswegen sprechen sich die Nachbarn vorsorglich dagegen aus«, erklärte der Bürgermeister den Anwesenden.

Laut Sabine Wimmer war dies bei der letzten Jugendbürgerversammlung das Hauptthema und auch der Grund für viele Jugendliche, überhaupt zu erscheinen. Ein weiteres Problem ist die baurechtliche Nutzungsänderung des Platzes in eine Sportanlage. Dadurch entstünden neue Auflagen und neue Kosten. Eine entsprechende Asphaltierung würde bis zu 20 000 Euro kosten.

Eine Lösung wäre ein komplett anderer Platz. Bei der Suche danach rauchten die Köpfe der Jugendlichen. Leider war keine der vielen Ideen anwendbar. Der Bürgermeister freute sich über das Engagement und munterte die jungen Bürger auf, weiter nachzudenken: »Geht nochmal in euch und denkt nach, vielleicht finden wir ja einen passenden neuen Ort!« Auch wenn die Gemeinde die Hoffnung noch nicht aufgegeben hat, so scheint es, dass viele bereits den Glauben an eine Lösung verloren haben. Sie fahren lieber zum Skaten nach Schönau am Königssee.
Zukünftige Konzerte im »Werk 34« waren am Dienstag auch auf der Tagesordnung. Momentan können aufgrund von Sicherheits- und Brandschutzbestimmungen keine Konzerte mehr veranstaltet werden. Jedoch wird das Mehrgenerationenhaus laut Franz Rasp und Sabine Wimmer bis zum Juli für diese Anforderungen passend gerüstet.
Natürlich ist auch der Sport ein Hauptthema für die jungen Berchtesgadener. Auch hier gibt es Neuerungen: »Wir werden den Sportplatz jetzt für alle öffnen. Der Kunstrasenplatz wird momentan saniert und dann für alle geöffnet sein«, verkündete Rasp den Sportbegeisterten. Auch den Einwand, die Breitwiesen-Sporthalle sei veraltet und viel zu niedrig, nahm Rasp ernst. »Ich kann heute nicht sagen, wann hier etwas geschieht. Es ist aber ganz klar, dass da was gemacht werden muss.«

Ein wichtiger Appell an die Jugendlichen kam abschließend von Sabine Wimmer: »Ich möchte euch noch einmal daran erinnern, dass der Nachtschwärmer nach Salzburg, für den ihr euch eingesetzt habt, kaum genutzt wird. Wenn die Nutzung bis Ende des Jahres nicht massiv nach oben geht, werden die beiden Linien wieder eingestellt.«

Trotz Rückschlägen in mancher Hinsicht ist das Positive an der Jugendbürgerversammlung für viele glasklar erkennbar. Die Jugendlichen haben in Franz Rasp einen Bürgermeister, der sie ernst nimmt und auch für ihre Interessen einsteht. Dies hinterließ bei ihnen ein gutes Gefühl. Auch bei Maresa Summek, Klassensprecherin der 10c des Gymnasiums Berchtesgaden: »Ich bin aus der Schönau und bin trotzdem heute hergekommen. Ich gehe ja auch auf das Gymnasium Berchtesgaden. Darum haben wir auch mit der Turnhalle zu tun. Ich finde es einfach gut, dass wir mit dem Bürgermeister persönlich reden können und er auch wahrnimmt, was wir sagen. Es gibt viele Dinge, die wir in Berchtesgaden ändern möchten. Dass er berücksichtigt, was wir wollen, das finde ich super.« Annabelle Voss
Quelle: Berchtesgadener Anzeiger

Samstag, 6. Juli 2013

Interview mit Professor Dr. Harald Lesch


Lokalnachrichten BGL

An den »Rand der erkennbaren Wirklichkeit«


Berchtesgaden – Für Wissenshungrige und Musikbegeisterte gab es am Samstag ein besonderes Schmankerl im Salzbergwerk. Sie konnten sowohl einen spannenden Vortrag des bekannten Physikers Dr. Harald Lesch hören als auch die »Gaya-Weltmusik« erleben. Nicht nur das: Eine Übernachtung im Heilstollen war inklusive. Bevor der aus dem Fernsehen bekannte Physik- und Philosophie-Professor seinen Vortrag mit dem Titel »Der blaue Diamant« hielt, gab er dem »Berchtesgadener Anzeiger« ein exklusives Interview.  
 
                               
Professor Dr. Harald Lesch ist Physiker und Natur-Philosoph und lehrt an der LMU München. Einem breiten Publikum ist er aus verschiedenen Fernsehsendungen wie »Abenteuer Forschung« und »Leschs Kosmos« bekannt. Foto: LMU München
     
Der Vortrag „Der blaue Diamant“ von Professor Harald Lesch im Heilstollen wurde untermalt von den exotischen Klängen der „Gaya Weltmusik“. 


Einen schönen Abend, Professor Lesch. Waren Sie vor dem heutigen Tag schon einmal im Salzheilstollen? 
 
Nein, aber ich war schon einmal im Salzbergwerk. Früher war ich als Volltourist auch schon in Ramsau und in der Schönau. 

Sie werden dort einen Vortrag mit dem Titel „Der blaue Diamant“ halten. Worum geht es denn eigentlich?

Im ersten Teil wird es darum gehen: Wie ist das Sonnensystem überhaupt entstanden? Dazu gibt es ein paar ganz neue Vorstellungen, wie das gewesen sein muss. Das Sonnensystem ist aus einer Supernova- Explosion entstanden, aus einem Stern, der 25 mal so schwer war wie die Sonne. Das ist die Idee. Woher weiß man das? Aus der Analyse der Meteoriten. Daraus schließt man, dass kurz vor der Entstehung des Sonnensystems so eine Sternexplosion stattgefunden hat. Es gibt viele neue Erkenntnisse, die zeigen, dass es ein Wunder ist, dass unsere Sonne überhaupt Planeten hat.
Im nächsten Teil wird zum Thema: Wie ist die Erde entstanden? Nämlich aus einem Zusammenstoß vieler Staubteilchen. Wobei das Problem darin besteht, wie eigentlich Brocken so groß wie ein Haus aufeinandertreffen konnten, ohne kaputt zu gehen. Es ist ein sehr unverstandenes Thema, wie aus so kleinen Staubteilen so ein großer Planet werden kann wie unserer. Und zum Schluss geht es um die Entstehung des Mondes. Denn die Ur- Erde hat einen Einschlag erlebt, von einem Körper mindestens doppelt so schwer wie der Mars.  (Dieser Körper ist zerrissen worden und hat seinen Eisen- Kern in den Eisenkern der Erde zerlegt.) Aus dem Material, das so aus der Erde herausgeschlagen worden ist, ist im Abstand von 24 000- 30 000 km Entfernung der Mond entstanden. Der Mond stabilisiert die Rotationsachse der Erde, ohne ihn würde sie „schlabbern“. Damit hätten wir entweder totale Hitze oder der Planet würde einfrieren. 

Sie haben es als Wunder bezeichnet, dass die vorhandenen Gegebenheiten überhaupt existieren. Glauben Sie, dass die Entstehung unseres Sonnensystems und der Erde ein Zufall ist?

In der Tat sind die anfänglichen physikalischen Prozesse schon sehr... bemerkenswert. Wenn man die zum ersten Mal hört, glaubt man sofort: Oh, das ist ja eine Aneinanderreihung ganz günstiger Umstände gewesen! Und so kann man es auch bezeichnen. Was man nachher in der Deutung daraus macht, ist eine andere Frage. Als Naturwissenschaftler bin ich natürlich zunächst der naturwissenschaftlichen Methode verpflichtet. Ich habe eine Theorie, und die kann ich, wenn alles gut geht, überprüfen. Da geht es nicht um irgendwelche mystischen Deutungen, auch nicht um religiöse Fragen. Sondern: Was können wir tatsächlich über die damaligen Vorgänge wissen? Es war ja schließlich keiner dabei. Es ist ein bisschen wie bei einem Kriminalfall: Man hat ein Indiz und will wissen: Wer war der Täter? Also wir sind eigentlich so etwas wie Forensiker.

Sind Sie als Naturwissenschaftler denn religiös? 

Ich bin protestantischer Christ. Damit habe ich noch nie Probleme gehabt. Als Naturwissenschaftler bin ich genauso ein Handwerker wie ein Schuster zum Beispiel. Physik ist ein Handwerk zur Weltbeschreibung, zweifelsohne ein sehr mächtiges. Die Wissenschaft sagt mir aber nicht, wie ich die Welt um mich herum zu deuten habe und sie gibt mir auch keine Anleitung, wie ich mein Leben zu leben habe. Schon gar nicht kann sie bei der Sinnsuche behilflich sein. Und die Vermutung bei der Entstehung der Welt liegt schon nahe: Meine Güte, das sieht ja sehr gewollt aus. Wir sind sehr wohl aufgehoben in dieser schönen Welt. Aber es fordert uns, als einzige Lebewesen mit (Selbst-) Bewusstsein. Das heißt, wir wissen, was wir tun und haben automatisch die Verantwortung für diesen Planeten. 

Sie wirken auf Außenstehende aufgrund Ihres Wissens wie eine Art Genie. Ihre Fachgebiete sind kosmische Plasmaphysik, schwarze Löcher und Neutronensterne. Was fasziniert Sie an gerade diesen Forschungsbereichen?

Das ist ganz einfach: Es ist der Rand der erkennbaren Wirklichkeit. Das sind die Grenzbereiche der möglichen Form von Materie im Universum. Wenn ein Stern zu schwer wird, wird er irgendwann zum schwarzen Loch. Ein schwarzes Loch ist eine ziemlich perverse Sache. Das Material, dass da hineingerät, ist einfach weg, futsch, aus. Wir können gar nicht wissen, was damit passiert, obwohl viele Bücher darüber geschrieben werden. Und ein Neutronenstern ist die letzte Raststätte auf der Autobahn zum schwarzen Loch. Man muss sich das mal vorstellen: Ein Stern wie die Sonne mit einem Radius von 700 000 Kilometern und 333 000 Erdmassen, schrumpft zusammen auf einen Radius von 10 Kilometern. Was für eine Dichte muss das Zeug haben! Stellen Sie sich einen Würfelzucker vor, der so schwer ist, wie alle Menschen zusammen. 

Hier endet ja bei normalen Menschen das menschliche Verständnis.

Man muss ja sagen, ich arbeite pausenlos mit Zahlen. Die Mathematik ist für uns das Fenster in Welten, für die wir gar keine Form von Anschauung mehr haben. Genauso ist es mit den Zeiten, von denen ich gesprochen habe. Vor Milliarden Jahren ist das Sonnensystem entstanden. Uns fallen ja schon ein paar Hundert Jahre schwer. Oder können Sie sich vorstellen, dass wir uns im Jahre 1913 rumtreiben? Das heißt, wir haben mit der Mathematik die Möglichkeit, uns in Teile der Welt hineinzuversetzen, die uns keine andere Sprache liefert. Ich unterrichte ja nicht nur Physik, sondern auch Philosophie an der Hochschule. Aus einem einfachen Grund: Ein alter Traum von mir ist, so viel wie möglich an Wissen zu sammeln. 

Dann sind Sie ja auf dem richtigen Weg! Noch eine Frage: Ist es wissenschaftlich begründbar, dass Männer besser in Naturwissenschaften sind als Frauen?

Nein, hierbei handelt es sich um eine subjektive Wahrnehmung. Wobei man sagen muss, dass Mädels immer besser im Auswendig- Lernen und im Organisieren sind. Aber wenn es darum geht, etwas völlig Neues zu erforschen oder selbst richtig kreativ zu sein (in den Naturwissenschaften), dann sind die Männer wirklich talentierter. 

Welche grundlegenden Fragen der Welt werden denn innerhalb der nächsten 10 Jahre geklärt werden können?

Was auf jeden Fall in der Astronomie innerhalb der nächsten zehn Jahre passieren wird: Wir werden einen Planeten um einen anderen Stern herum finden, der in dem richtigen Abstand um diesen Stern kreist. Wenn es uns gelingt, die Atmosphäre dieses Planeten zu untersuchen, werden wir wissen, ob wir alleine im Universum sind oder nicht.

Welche Frage bereitet Ihnen persönlich am meisten Kopfzerbrechen?

Da werden Sie lachen: Das hat überhaupt nichts mit Astronomie zu tun. Da geht’s um die Frage, warum wir uns in Deutschland so heftig dagegen wehren, die Energiewende durchzusetzen. Ich bin ziemlich enttäuscht darüber, dass die Bundeskanzlerin bei der EU das ganze Geschehen um die CO²  Abgasnorm gebremst hat. 

Wir kommen zu der Schlussfrage: Wann und wo werden Sie als nächstes zu sehen sein?

Am Dienstag, dem 23. 7. 2013 kommt meine Sendung Abenteuer Forschung im ZDF, mit dem Thema: „Zwischen Ekel und Genuss – Das rätselhafte Reich der Sinne“ um 22:45 Uhr. Und die „Gaya Weltmusik“ spielt auf dem „Kannibalen Massaker“, das vom 22. – 25. August stattfindet. 

Vielen Dank für das Interview!
Annabelle Voss