Entdecker
auf Schatzsuche
22.07.2013
Berchtesgaden – Punkt halb acht, jedes Jahr das
gleiche Bild: Dutzende Flohmarkt- Freunde rennen dem Pfarrheim Sankt Andreas
die Türen ein. So wieder geschehen am Samstag. Der Pfarrheim-Flohmarkt ist seit
mittlerweile 36 Jahren eines der Hauptereignisse der Kirchengemeinde St.
Andreas in Berchtesgaden. Der Grund: Zum einen gibt es einzigartige Schätze zu
entdecken, zum anderen kann man auf einfache, aber effektive Weise wohltätige
Zwecke unterstützen.
Auf geht's. Die
Massen warten schon. Sicher ist nur so viel: Jeder der Flohmarkt-Besucher wurde
fündig. Die Auswahl war riesig. Fotos: Anzeiger/Voss
Sieben Uhr morgens: Schon jetzt stehen vor dem
Pfarrheim Sankt Andreas jede Menge eingefleischter Schnäppchenjäger Schlange.
Die Ungeduld und Unruhe unter den Leuten ist regelrecht spürbar. Und das zu
Recht: Es handelt sich um die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm. Denn nur der
Kenner weiß: Die besten Dinge sind am schnellsten weg. Warum sollte es in
diesem Jahr also anders sein?
Von ausgefallenen Kostümen über die skurrilsten
Küchengeräte bis hin zur Mini-Hüpfburg reicht das gut sortierte Angebot. Das
kommt nicht von ungefähr: An die 40 Freiwillige haben die ganze Woche lang die
Spenden in mühevoller Kleinarbeit geordnet, gefaltet und gestapelt. Aber nicht
nur die Berchtesgadener sind begeisterte Flohmarktfreunde. Auch für Touristen
ist es ein sehenswertes Ereignis.
Ute Fritzke aus Wolfsburg ist schon zum zehnten Mal in
Berchtesgaden. Da die engagierte Urlauberin darüber nachdenkt, einmal nach
Berchtesgaden zu ziehen, hilft sie in diesem Jahr erstmalig beim
Pfarrheim-Flohmarkt mit. Dafür opfert sie eine Woche ihrer kurzen
Aufenthaltszeit im Ort. Ihr sei es wichtig, den Ort und seine Bewohner von
einer anderen Seite kennenzulernen: »Es war wirklich sehr viel Arbeit. Aber
zunächst mal gefällt mir Berchtesgaden, und ich wollte einmal in diese normale
Welt eintauchen«, sagt sie. »Ich wusste, da werden wieder viele Einheimische
mitmachen und weil ich mit dem Gedanken spiele, hierher zu ziehen, wollte ich
mich schon mal ins Ortsleben eingliedern.« Sie freue sich sehr darüber, dass
sie von allen »Kollegen« im Pfarrheim liebevoll aufgenommen werde.
Ute Fritzke verkauft auf dem Flohmarkt
Herren-Kleidung. Sie ist seit Montag jeden Tag ins Pfarrheim gekommen, um bei den
Vorbereitungen zu helfen. So bringt das Ereignis auf vielfältige Weise die
unterschiedlichsten Menschen zusammen.
Wer schon einmal hier war, der hat sie mit Sicherheit
auch schon gesehen: Waldtraud Resch ist schon über dreißig Jahre dabei. Sie
backt seit langer Zeit Waffeln, die für die vielen Besucher einfach schon
dazugehören. Um zu verhindern, dass in diesem Jahr der Nachschub ausbleibt,
haben Waldtraud und ihr Mann Teig aus 200 Eiern zubereitet. Ihr liege es am
Herzen, mitzuhelfen. Denn der Erlös geht ausschließlich an wohltätige
Institutionen, wie etwa die »Blinden Musiker München«, die Wasserwacht und das
Rote Kreuz: »Bei unserem Flohmarkt kann man sich sicher sein, dass alles die
richtige Adresse erreicht«, sagt Resch.
Aber so viel Freude ihr das bunte Treiben auch macht,
etwas bereitet ihr Sorgen: »In diesem Jahr haben wir zwei große Container für
den Müll und unbrauchbare Dinge benötigt. Manche Leute bringen keine
verkäuflichen Gegenstände, sondern entsorgen auf diesem Weg ihren Unrat«, meint
Resch. Kaputte Plastik-Blumenkästen oder gebrauchte Klobrillen würden nicht
benötigt. Allein am Samstag sind um die 100 Personen vor Ort, um den »am besten
sortierten Flohmarkt« am Laufen zu halten.
Es ist mittlerweile drei Uhr am Nachmittag. Was
morgens noch säuberlich aufgestapelt, liebevoll gefaltet und gut sortiert war,
ist nun zum Teil durcheinander, auf einem Haufen oder einfach weg. Es sieht
aus, als wäre ein Sturm über den großen Saal im Pfarrheim hinweggefegt, der bis
zum Bersten voll mit Kleidung aller Art war. Besonders beliebt waren
Dirndlgewänder und Trachtenmode. Alles, was die entdeckungsfreudigen Besucher
zurückgelassen haben, wird nicht entsorgt. Sondern weitergeschickt. Dafür sorgt
ebenfalls der Pfarrheim-Flohmarkt mit seinen Helfern. Annabelle Voss
Quelle: Berchtesgadener Anzeiger
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